Radwege, der neue Feind des Umweltschutzes?

Die Diskussionen rund um die Baumfällungen für den Ausbau des Exe-Radwegs nehmen momentan groteske Züge an. Jetzt scheinen auch CDU, FDP und SSW der Meinung zu sein, dass von Radwegen eine Gefahr für die Natur ausgeht.

In ihrer Beschlussvorlage für den 5. SUPA (10.10.23) fordern sie, dass beim Ausbau von Radwegen „zukünftig frühzeitig angezeigt wird, wie viele gesunde Bäume im Zuge der Maßnahme gefällt werden müssten“. Grundsätzlich ist der Schutz von Bäumen natürlich ehrenwert, doch wieso soll dies nur bei Radwegen gelten?

An der Exe treffen zwei Maßnahmen aufeinander, die beide dem Schutz der Umwelt dienen: Auf der einen Seite stehen 23 Bäume, die gefällt und durch 46 neue ersetzt werden und auf der anderen ein neuer Rad- und Fußweg, wobei vor allem der Radweg dazu dienen soll, dass mehr Menschen vom Auto auf das Fahrrad umsteigen.

Bäume werden aktuell als der universelle Luftfilter dargestellt, die CO2 binden und die Luft reinigen. Das tun sie (außer im Winter), doch bei genauem Hinsehen ist ihre Wirkleistung sehr ernüchternd (siehe Anhang 1): 23 Bäume binden pro Tag lediglich die Emissionen einer 10 km Pkw-Fahrt.

Wie immer ist es wesentlich effizienter, Emissionen direkt zu vermeiden. Nach der Verkehrsmengenkarte 2016 fahren täglich knapp 20.000 Autos entlang der Exe. Ihre Emissionen sind immens und es sollte oberste Priorität sein, sie zu reduzieren. Wie das Rechenbeispiel zeigt, reicht schon der Umstieg eines Pendlers aufs Fahrrad, um so viel CO2 einzusparen wie die gefällten Bäume an der Exe binden würden.

Es gilt als gesicherte Erkenntnis, dass Straßen zu mehr Verkehr führen (Quelle). Dies gilt auch für Radwege und somit ist absehbar, dass eine bessere Rad-Infrastruktur dazu führt, dass mehr Menschen vom Pkw aufs Fahrrad umsteigen und damit Emissionen vermieden werden.

Es sollte auch nicht übersehen werden, dass Bäume im Stadtgebiet einem ständigen Kreislauf unterliegen. Vor allem im innerstädtischen Gebiet ist es alltäglich, dass der Baumbestand ausgetauscht wird, indem alte Bäume gefällt und neue gepflanzt werden. Nach Auskunft des TBZ wurden im letzten Jahr allein auf öffentlichem Grund 177 Bäume gefällt. Angesichts dieser Zahl relativieren sich die 23 Bäumen entlang des Radwegs. Hinzu kommt, dass entlang der Straße etwa 100 Bäume stehen bleiben und 46 neue gepflanzt werden.

Anhand dieser Rechenbeispiele zeigt es sich, dass für einen gesamtheitlichen Umweltschutz primär die Emissionen von Treibhausgasen reduziert werden sollten. Sind sie einmal in der Luft, ist das Binden ein sekundäres, aber sehr aufwändiges Ziel. Somit ist der Ausbau der Fahrradinfrastruktur ein sehr effizienter und nachhaltiger Baustein des Umweltschutzes und ist im Falle des Exe-Radwegs bei der Abwägung gegenüber einzelner Bäume deutlich gewichtiger.


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