Mürwiker Straße: Quo vadis Politik?
Es ist ein kurioser Weg, den die Politik am kommenden Dienstag im 25.SUPA erzwingen möchte.
CDU/WiF, SSW, SPD und FdiF schlagen vor, den aktuellen Zustand der Mürwiker Straße (ohne Fahrradspur) zwischen Ziegeleistrasse und Osterallee beizubehalten, bis der Straßenabschnitt in ferner Zukunft für die Sanierung der Fernwärmeleitungen geöffnet wird. Die Verwaltung soll den Abschnitt bis dahin neu planen und dann soll alles auf einen Schwung erneuert werden.
Der Ansatz, die Fernwärmesanierung und den Umbau der Mürwiker Straße mit einer Baustelle abzudecken
macht durchaus Sinn, allerdings führt die Beschlussvorlage zu regelwidrigen Situationen und berücksichtigt
offensichtlich nicht, was in der Vergangenheit bereits beschlossen wurde. Er widerspricht auch dem Gutach-
ten des Verkehrsplanungsbüros VTT, welches für knapp 25.000 EUR in Auftrag gegeben wurde.
Nachfolgend finden Sie die Erläuterungen, warum die Beschlussvorlage in unseren Augen nur bedingt sinn-
voll ist:
Seite 2: Falsche Wahrnehmung
Seite 3: Beschluss widerspricht Richtlinien
Seite 4: Umbau ist seit 2020 beschlossen
Unsere Empfehlung
Die Reduktion der Kosten als auch die Verkürzung der Gesamtbauzeit sprechen absolut für die Kopplung
der Fernwärmesanierung mit dem Umbau der Mürwiker Straße. Es widerspricht allerdings jedem Grundsatz
von Rechtmäßigkeit, nach dem Abschluss der Osttangentensanierung die regelwidrige Situation für mehrere
Jahre aufrecht zu erhalten.
Wir empfehlen, die temporäre Aufhebung der Fahrradspur nach Fertigstellung der Osttangente wie ange-
kündigt aufzuheben und raten generell dazu, dass die Verkehrsplanung, die Stadtwerke und das TBZ ihre
Baustellen kombinieren. Durch eine weitere Verbesserung der Ampelschaltung könnte die Situation –falls
nötig- ebenso verbessert werden.
Falsche Wahrnehmung
Das Argument, den aktuellen und damit alten Zustand beizubehalten, wird mit dem hohen Verkehrsaufkom-
men durch die Osttangentensanierung begründet. Das macht durchaus Sinn, doch wenn die Osttangente
wieder frei ist, wird die Situation zum alten, verträglichen Zustand zurückkehren, der schon nach der Neu-
programmierung der Ampeln herrschte.
Während sich der Autoverkehr an den üblichen Stellen staut,
ist an der Mürwiker Straße nicht viel los.
Das aktuelle Verkehrsaufkommen hat wenig mit dem Eindruck des Dauerstaus zu tun, der in der Öffentlich-
keit herrscht. ADFC-Mitglieder haben in den letzten Tagen die Situation fotografiert und während sich der
Autoverkehr trotz der Ferien im restlichen Stadtgebiet staut (Schiffbrücke, zu Exe, Heinrichstraße), ist an der
Mürwiker Straße nicht viel los. Vermutlich gibt es über den Tag nur zwei kurze Peaks mit hohem Verkehrs-
aufkommen und nur dann treten für kurze Zeit Staus auf.
Auch das Gutachtens von VTT läßt in diesem Punkt keine Fragen offen: Für das Verkehrsaufkommen der
Mürwiker Straße ist eine Fahrspur pro Richtung völlig adäquat.
Beschluss widerspricht Richtlinien
Das Ergebnis des VTT Gutachtens ist eindeutig: Die alte (und jetzige) Situation ist nicht richtlinienkonform.
Auch wenn der Umbau in den Details verbesserungswürdig war, er war zwingend geboten. Es erscheint
somit fraglich, ob die Politik das Mandat hat, solch einen Beschluss fassen zu können. Es geht um die
Schaffung regelkonformer Verkehrssituationen und die entsprechenden Richtlinien gelten bundesweit. Ein
politischer Alleingang Flensburgs sollte damit ausgeschlossen sein.
Das Ergebnis des VTT Gutachtens ist eindeutig: Die jetzige Situation
ohne Fahrradspur ist nicht Richtlinienkonform.
Fraglich erscheint auch, ob der Rückbau auf Anordnung von OB Geyer rechtlich sauber war, da sich Regel-
konformität und Sicherstellung des Verkehrsflusses hier diametral entgegenstehen.
Es ist auf jeden Fall nicht begründbar, warum ein Aufrechterhalten der alten, regelwidrigen Situation nach
Beendigung der Arbeiten an der Osttangente in Ordnung sein sollte.
Umbau ist seit 2020 beschlossen
Scheinbar ist den einreichenden Parteien nicht bekannt, dass bereits im 42. SUPA 2020 mit der Beschluss-
vorlage SUPA-30/2020 der Vorplanung zum Umbau der gesamten Mürwiker Straße zugestimmt wurde.
Ausgearbeitet hatte die Planung das Verkehrsplanungsbüro SBI. Die Neuplanung reicht von der Brücke über
den Lautrupsbach bis zur Osterallee, schließt also auch den jetzt betroffenen Bereich ein.
Prinzipiell entsprach die umgebaute Situation mit einer Spur für den Kraftverkehr und einem Fahrradstreifen
der Vorplanung aus 2020 (Abb. 2). Allerdings war damals eine gesonderte Rechtsabbiegespur geplant, die
nach dem Umbau erst mit der Neuprogrammierung der Ampel angelegt wurde (hierauf hatten wir im März
2024 hingewiesen).
Der Auftrag, den Bereich neu zu planen ist somit obsolet, die Ausarbeitungen liegen schon in den Schubla-
den der Verkehrsplanung und warten auf die Umsetzung.