Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Flensburg

Handlungsunfähige Verkehrsplanung

Im 26. SUPA dieser Legislatur ist es soweit: Die Verkehrsplanung der Stadt muss den Offenbarungseid leisten und öffentlich eingestehen, dass sie das Projekt Norderstraße nicht abschließen kann.

Demotivierte Mitarbeiter oder Kündigungen sowie fehlende Bewerber für die offenen Stellen fordern ihren Tribut. Aufgerieben zwischen Oberbürgermeister und Politik ist die Verkehrsplanung inzwischen an einem Punkt angekommen, wo sie kaum noch handlungsfähig ist.


Oberbürgermeister Geyer war mit dem Versprechen angetreten, aus dem Rat- ein Tathaus zu machen. Für ihn scheint dies zu bedeuten, dass er sich über die Arbeit seiner eigenen Abteilung hinwegsetzen kann. Den
Verkehrsversuch am Twedter Strandweg blies er kurzerhand ab und sein Verhalten bzgl. Mürwiker Straße
lässt einige Fragen offen: Die Präsentation der Evaluierung wurde mehrfach abgesagt, die Folien wurden
anfangs nach kurzer Zeit wieder aus dem Ratsinformationssystem gelöscht und erst als der öffentliche Druck aufgrund ihrer Publikation groß genug war, wurde das Ergebnis im SUPA behandelt.


Eine langfristige Demotivierung der Verwaltung hat nach unserer Meinung die Politik zu verantworten. Wer
die Sitzungen des SUPA besucht, muss feststellen, dass sich die Parteien offenbar im Dauer-Wahlkampfmodus befinden. Es scheint nur darum zu gehen, sich auf Kosten der anderen (Verkehrsplanung
eingeschlossen) zu profilieren. Findet sich ein negativer Leserbrief in der Zeitung, Kritik in den sozialen Me-
dien oder der Protest einer Initiative, es wird sofort gegen alles gestimmt, nur um vermeintlich zu punkten. Einen konstruktiven Diskurs und das Erarbeiten eines Konsenses sucht man vergebens.


Gerade in Verkehrsdingen sind viele SUPA-Mitglieder der Meinung, selbst Experten zu sein. Dabei qualifi-
ziert einen die Teilnahme am Verkehr nicht dazu. Wer mit unseren Verkehrsplanern spricht, lernt schnell, dass sie in ein enges Korsett aus Vorgaben gezwängt sind. Alles was sie tun muss rechtssicher sein und basiert auf Regeln und Fakten. Doch unsere Politik ist zu häufig der Meinung, dass in Flensburg alles anders sei. Selbst von Experten präsentierte Fakten werden am Ende mit „das glaube ich nicht“ abgetan und Details
infrage gestellt um am Ende die Arbeit von Monaten einfach weg zu stimmen.


Wer möchte unter solchen Bedingungen arbeiten? Wer kann motiviert bleiben, wenn Monate von eigenem
Engagement, Planung und Diskussion in einer Sitzung einfach weggewischt werden? Flensburg gibt in die-
sen Dingen kein gutes Bild ab und dies spricht sich herum. Der Bewerbermangel wird unter anderem auch
damit zu tun haben, dass man als Verkehrsplaner in Flensburg keine Innovationen umsetzen kann. Inzwi-
schen ist es für die Stadt sogar ein Problem, überhaupt mehr als ein Angebot auf öffentliche Ausschreibun-
gen zu erhalten. Es gibt genug andere Städte, warum sollten sich Verkehrsplanungsbüros auf unsere Pro-
jekte bewerben, wenn die Politik die erarbeiteten Lösungen in die Schublade stimmt?

Wir wünschen uns eine mutige Politik, die sich traut voran zu gehen. Die sich nicht immer wieder gegen
längst beschlossenen Dinge wendet, sondern eine eingeschlagene Richtung weiter geht. Die entsprechend
ihrer Wahlversprechen handelt und nicht beim geringsten Widerstand alles über den Haufen wirft. Die Fak-
ten und Aussagen von Experten vertraut, die den Konsens sucht um Beschlüsse mit möglichst großen
Mehrheiten zu fassen und diese der Öffentlichkeit erklärt.


Ansonsten sieht es für Flensburg düster aus.


https://flensburg.adfc.de/neuigkeit/handlungsunfaehige-verkehrsplanung

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